Sie arbeiten im Verborgenen und halten doch die Fäden für den gesamten Zugverkehr auf dem Streckennetz in Deutschland zusammen. Unsere Kollegen und Kolleginnen in der Zugverkehrssteuerung sorgen im Hintergrund dafür, dass Güter und Personen reibungslos und sicher ihr Ziel erreichen. Um zu erfahren, wie es sich anfühlt, so viel Verantwortung zu tragen und was einem im Arbeitsalltag alles begegnen kann, begleiten wir unseren Kollegen Lukas K. aus der Betriebszentrale in Hamburg.
10 Bildschirme im Blick – Sicherheit an oberster Stelle
Auf zehn Bildschirmen flackern Meldungen, blinken Grafiken und laufen Funksprüche durch – alles gleichzeitig, in jeder Schicht. Vom elektronischen Stellwerk (ESTW) aus beobachten Lukas K. und seine Kolleg:innen den Zugverkehr am Bahnhof Hamburg Harburg, stellen die Fahrwege über das Bedienen von Weichen und Signalen ein und lösen Störungsfälle auf ihrem Streckennetz.
Vergleichbar ist der Job in der Zugverkehrssteuerung mit der Arbeit von Fluglots:innen. Jeden Tag sorgen sie für einen reibungslosen, sicheren und pünktlichen Zugverkehr. Dahinter steckt eine Menge Verantwortung. Sobald eine Störung gemeldet wird, muss schnell und klug gehandelt werden. Im Zweifel geht es um die Sicherheit von Fahrgästen und Kolleg:innen an Bord oder auf Baustellen am Gleis.
Enge Zusammenarbeit – gute Kommunikation
„Im Störungsfall trete ich einen Schritt vom Arbeitsplatz zurück und versuche erstmal nachzuvollziehen, was da jetzt gerade genau passiert ist. Je nachdem um was für eine Störung es sich handelt, gebe ich den Auftrag zur Entstörung weiter, diktiere dem Triebfahrzeugführer nach Erfüllung der Vorbedingungen - beispielsweise Fahrwegsicherung und Fahrwegprüfung - einen schriftlichen Befehl“, erklärt uns Lukas K.. Eine starke Kommunikation ist die wichtigste Grundlage für seinen Job. Den ganzen Tag über stehen die Kolleg:innen auf den Stellwerken in engem Austausch mit den Betriebszentralen, Lokführer:innen, anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen, Fahrplan-Disponent:innen und den verschiedenen Teams zur Entstörung der Fahrwege.
„Eine enge und gute Arbeit zwischen Zugverkehrssteuerer und Lokführer ist sowohl im Regelbetrieb als auch im Störungsfall von enormer Bedeutung. Durch die richtige Kommunikation kann das Ausmaß einer Störung im Rahmen gehalten werden und so zwangsläufig auftretende Verspätungen minimiert werden. Die Sicherheit steht dabei immer an oberster Stelle“.
Die Bedienelemente am Arbeitsplatz von Zugverkehrssteuer:innen
1 - GSMR-Telefon
Das ist das Herz des Zugfunks: Mit diesem Telefon kann Zugverkehrssteuerung über das GSM-R-Netz (Global System for mobile Communication-Railway) Kontakt zu Lokführer:innen aufnehmen. Alle Gespräche über dieses Netz werden separat aufgezeichnet.
2 - Festnetz & Wechselsprechanlage
Eine Wechselsprechanlage dient der Kommunikation mit Rangierer:innen und Weichenwärter:innen. Die Festnetztelefonanlage befindet sich ebenfalls dort, auf die im Notfall zurückgegriffen wird, wenn das Zugfunk-System ausfällt.
3 - Bereichsübersichten
Auf diesen vier Monitoren sehen Zugverkehrssteuer:innen den aufgeschalteten Bahnhof als Bereichsübersicht. So überwacht er oder sie den Zugverkehr und stellt Ein- und Ausfahrten ein.
4 - Lupenansicht
In der Lupenansicht wird ein bestimmter Bereich aus der Bereichsübersicht vergrößert, sodass Zugverkehrssteuer:innen Weichen und Gleise sperren sowie Weichen umstellen kann.
5 - Kommunikationsanzeige
Die Kommunikationsanzeige dokumentiert die Sperrungen und Störungen für Zugverkehrssteuer:innen So hat er oder sie bei einer Störung sofort den Überblick. Über die Kommunikationsanzeige erfolgt ebenfalls die Aufschaltung der Monitore und das An- und Abmelden bei Schichtwechsel.
6 - Streckenspiegel
Der Streckenspiegel ermöglicht Zugverkehrssteuer:innen einen Blick über den Bahnhof hinaus. Er oder sie sieht, welche Züge in der Anfahrt sind, und kann die Disposition planen.
7 - Bahnhofsgrafik
Die Bahnhofsgrafik zeigt den digitalen Fahrplan für den Bahnhof. So können Zugverkehrssteuer:innen sehen, wo welcher Zug hinfährt und ob dieser Verspätung hat. Mit diesem Hilfsmittel können auch Gleisverlegungen vollzogen und kenntlich angezeigt werden.
8 - Maus
Die Maus ist das Hauptbedienelement für Zugverkehrssteuer:innen im elektronischen Stellwerk. Damit führt er oder sie alle wichtigen Bedienungen durch: Fahrstraßen einstellen, Weichen und Signale stellen, Gleise und Weichen sperren.
9 - Zugmeldebuch
In das Zugmeldebuch tragen Zugverkehrssteuer:innen Streckensperrungen und Zugmeldungen ein. Das ist relevant für Streckenabschnitte zwischen zwei Bahnhöfen.
10 - Fernsprechbuch
Im Fernsprechbuch werden Weichen- und Gleissperrungen eingetragen und sind auch für die Kolleg:innen beim Schichtwechsel direkt einsehbar. Das ist für den Bahnhof relevant.
11 - Dateieingabetastatur
Mit der Tastatur stellen Zugverkehrssteuer:innen Fahrstraßen ein, Weichen um und sperren Gleise. Die Tastatur wird zum Beispiel für die Eingabe in der Kommunikationsanzeige verwendet. Sollte die Maus einmal ausfallen kann die Tastatur als Rückfallebene genutzt werden.
Unverzichtbar und elementar wichtig für den Bahnbetrieb
Der Arbeitsplatz in einem elektronischen Stellwerk kann von der Zugverkehrssteuerung beliebig an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Nicht alle Stellwerke warten dabei mit 6-10 Monitoren und speziellen digitalen Systemen auf. Auf dem mechanischen Stellwerk zum Beispiel läuft die Bedienung der Weichen und Signale nach wie vor über Hebel, Druckknöpfe und Schalter.
Trotz neuster Technik und Digitalisierung im Netz, ist die Arbeit von Lukas K. und seinen Kolleg:innen weiterhin unverzichtbar.
„Viele selbst im Regelbetrieb auftretende Vorkommnisse, wie der Rangierbetrieb oder auch die Disposition der Züge, kann keine Maschine übernehmen. Spätestens bei außergewöhnlichen Vorkommnissen ist der Mensch gefragt: denn dieser trifft im Zweifelsfall diese wichtige Entscheidung“.
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