Wie genau der Fundservice bei der Deutschen Bahn funktioniert, haben wir den Leiter des zentralen Fundservice in Wuppertal gefragt. Er erzählte uns auch von den häufigsten und skurrilsten Funden in Zügen und Bahnhöfen und die sind durchaus sehr außergewöhnlich.
Wie funktioniert der DB Fundservice in der Praxis?
Sabine fährt täglich mit dem Regionalexpress ins Büro nach Frankfurt. Eigentlich hat sie immer nur eine Tasche dabei, doch heute hat ihre Tischkollegin im Büro Geburtstag und sie hat eine zusätzliche Blümchentasche mit einem Geschenk dabei. In Frankfurt angekommen, muss sie sich etwas beeilen, damit sie ihre S-Bahn noch bekommt – und vergisst prompt die Blümchentasche. Eine nette Mitreisende bemerkte zwar den Fauxpas, konnte Sabine aber nicht mehr finden. Da sie auch in Frankfurt aussteigen musste, gab sie die Blümchentasche an der DB Information am Bahnhof ab.
Sabines Blümchentasche wandert in die Frankfurter Fundstelle und wird dort in der Datenbank „verloren&gefunden“ registriert. Aufgenommen wird dabei eine genaue Beschreibung der Fundsache sowie das Datum und der Fundort. Das Ziel: Möglichst viele Fundsachen sollen den Weg zurück zu ihren Besitzern finden – das gilt natürlich auch für die Blümchentasche von Sabine. Sie hat nun gleich mehrere Möglichkeiten, ihre Tasche wiederzubekommen.
Hier können Sie sich nach verlorenen Gegenständen erkundigen:
- Fundstelle im Bahnhof
- Datenbank „verloren & gefunden“
Finderlohn
Den Finderlohn regelt das bürgerliche Gesetzbuch (BGB). Es schreibt vor, dass Dinge, die in öffentlichen Beförderungsmitteln oder im öffentlichen Verkehr gefunden werden, unverzüglich bei der Verkehrsanstalt – in dem Fall bei einem Mitarbeiter der Bahn, an der Information oder an Servicestellen abgegeben werden müssen. Das gilt auch für Dinge, die im Bahnhof liegenbleiben. Das Gesetzbuch regelt im Übrigen auch das Maß für den Finderlohn: Ab einem Wert von 50 Euro besteht Anspruch auf Finderlohn. Zwischen 50 und 500 Euro sind es 2,5 Prozent, ab 500 Euro sind es 1,5 Prozent. Der Anspruch erlischt nach drei Jahren.
Was passiert genau mit den Fundsachen?
Jedes Jahr werden ca. 250.000 Dinge verloren, das kann alles sein, vom Schlüsselbund bis hin zu einer Posaune. Der Klassiker ist das Smartphone. Gelegentlich wundern sich die Mitarbeiter auch über Kuriositäten wie Heizungsthermen oder Staubsauger.
Wer etwas am Bahnhof oder im Zug findet, kann es entweder beim Zugpersonal oder in der Fundstelle im Bahnhof abgeben. Dort werden die Fundsachen registriert und warten sieben Tage darauf, von ihrem Besitzer oder ihrer Besitzerin abgeholt zu werden.
Wenn sie nicht abgeholt werden, werden die Fundsachen in die zentrale Sammelstelle nach Wuppertal gebracht. Dort werden die Fundsachen erneut geprüft und es wird noch einmal in der Datenbank „verloren&gefunden“ geschaut, ob jemand nach dem Gegenstand sucht. In den nächsten 70 Tagen werden die Fundsachen gelagert und hoffentlich den Besitzer*innen zurückgegeben. Immerhin können in 60 Prozent aller Fälle die Fundsachen ihren Eigentümer*innen zurückgegeben werden, die Bahn ist in diesem Bereich sogar Marktführer.
In den großen und kleinen Lagerräumen warten die Fundsachen auf ihre Weiterverwertung. Je nachdem, um was es sich handelt, kann es der Weg in die Mülltonne, den Sperrmüll, die Schrottpresse oder zur Auktion sein.
Tipp:
Dinge, die Ihnen am Herzen liegen, sollten Sie grundsätzlich mit Namen oder einer Adresse kennzeichnen. Das erleichtert den Mitarbeitern im Fundsachenmanagement die Suche.
Endstation der Fundsachen: Versteigerung
Vor der Versteigerung oder Auktion wird die Ware von erfahrenen Mitarbeiter*innen sortiert und auch gebündelt. So wird beispielsweise eine Tasche komplett ausgeräumt und der Inhalt sortiert. So kommen alle Stifte in eine Kiste, Kosmetik- und Hygieneartikel in eine andere Kiste. Handys, Kleidung und Wertsachen kommen wieder in eine andere Abteilung, wo sie sortiert und aufbewahrt werden.
So gibt es dann bei der Auktion zum Beispiel einen Rucksack voller Kugelschreiber oder eine Tasche voll mit Parfum – das kann spannend für die Bieter sein, sie wissen nie, was sich in den Taschen verbirgt. Jacken oder Pullover werden meist gebündelt versteigert, es sei denn es handelt sich um hochwertige Ware, die wird dann einzeln angeboten. Schmuck wird auch als Paket geschnürt, hochwertige Uhren werden allerdings einzeln versteigert.
In Wuppertal finden in der Regel einmal in der Woche Auktionen statt. Meistens sind es die gleichen 70-80 Menschen, die sich vor Ort einfinden und beispielsweise Kisten mit „Elektrokabeln“ oder Bündel von Handschuhen und Schals ersteigern. Es gibt auch Rucksäcke voller Handys, die immer sehr begehrt sind. Jede Auktion birgt neue Überraschungen.